Staatsexamen während der Corona Krise
Was wird aus den Unterrichtsproben?
In Brandenburg wird den Lehramtskandidat*innen (LAK) aufgrund der Corona-Situation angeboten, die Staatsprüfung in Form einer “Prüfungsersatzleistung” (PLE) zu absolvieren. Das Konzept für die PLE wurde gestern veröffentlicht.
Mit der Durchführung dieser PEL haben wir es nicht nur mit einem neuen Prüfungsformat zu tun, sondern mit einer komplett neuen Situation: Die Corona-Situation wirkt in jeden Winkel unserer beruflichen Praxis - und nicht zuletzt ist die PEL ein Produkt dieser Situation.
Unter den aktuellen Bedingungen sind im Rahmen der PEL drei Varianten von Unterrichtsplanungen möglich:
1. Planung eines Präsenzunterrichts, der die Corona-Situation nicht berücksichtigt
2. Planung eines Präsenzunterrichts, der unter Bedingungen von Social Distancing stattfindet
3. Planung eines Fernunterrichts
Für eine Sequenzplanung sind auch Kombinationen aus 2. und 3. denkbar, sofern die Bedingungen an der Schule dies zulassen.
Jede dieser drei Varianten enthält planungsrelevante Implikationen, die im Prüfungsgespräch zur Sprache kommen können:
1. Diese Variante dürfte in der Planung für die LAK und in der Beurteilung für die Prüfer*innen am ehesten berechenbar erscheinen, da unmittelbar an die bisherige Ausbildung angeknüpft werden kann. Allerdings ist die Planung eben auch eine Konstruktion ohne praktische Relevanz, da sie in der entsprechenden Lerngruppe niemals umgesetzt werden kann.
2. Diese Variante entspricht der aktuellen realen Praxis an vielen Schulen. Die Einschränkungen des Social Distancing (Abstandsregeln, Zeitstruktur, eingeschränkter Zugriff auf Medien und Materialien) machen aber einen „guten“ Unterricht im Sinne unserer Ausbildung unmöglich, zeitgemäße didaktische Konzepte lassen sich hier kaum nutzen. Planerische Entscheidungen im engen Rahmen der Vorgaben bieten aber dennoch viel Anlasse zu Reflexionen, mit denen sich alle Lehrkräfte seit Öffnung der Schulen konfrontiert sehen.
3. Diese Variante ist ebenfalls Ausdruck der Ausnahmesituation und wird je nach technischen Möglichkeiten in unterschiedlicher Weise von vielen KuK umgesetzt. „Guter“ Unterricht ist möglich und es gibt inzwischen eine Fülle an Materialien und Literatur, die als Unterstützung bei den besonderen pädagogischen, didaktischen, methodischen und auch technischen Herausforderungen dieser Unterrichtsform dienen können.
Klar dürfte sein, dass sich die „klassische“ Variante 1 nicht unmittelbar auf die anderen beiden Settings übertragen lässt. Was sich aber wie übertragen lässt, was nicht, wie sich unter den Bedingungen der Corona-Pandemie kompetenzorientierter Unterricht planen und umsetzen lässt und was das für Unterricht nach der Pandemie überhaupt bedeuten könnte — das sind zentrale Fragen, die aus meiner Sicht auch Gegenstand einer PEL sein können.
Für die Reflexion jeder Variante von Unterrichtsplanung können die jeweiligen alternativen Varianten auch im Vergleich berücksichtigt werden. Die Beurteilungskriterien sind im PEL-Konzept dargelegt.
Material für Planung und Reflexion der Varianten 2 und 3 stehen in den Seminaren zur Verfügung und dienen als Reflexionsanlass für kommende Sitzungen: